Pflege zu Hause durch Pflegekräfte aus Osteuropa

Das Wichtigste in Kürze

  • Über Vermittlungsagenturen oder Direktanstellung können Sie sich Pflegekräfte aus Osteuropa für die Pflege zu Hause holen.
  • Dies ist im Vergleich zu deutschen Pflegediensten günstiger.
  • Ein Test zeigte allerdings, dass Vermittlungsagenturen häufig Vertragsmängel zu Lasten der Beschäftigten haben.
  • Informieren Sie sich vorab über Voraussetzungen und rechtliche Rahmenbedingungen.

Das erwartet Sie hier

Wie Sie eine Pflegekraft aus Osteuropa für die Pflege zu Hause beauftragen, was das kostet und wie Stiftung Warentest dies bewertet.

Inhalt dieser Seite
  1. Pflegekräfte aus Osteuropa als Alternative
  2. Wie findet man osteuropäische Pflegekräfte?
  3. Aufgaben und Kosten der 24 Stunden Pflege
  4. Rechtliche Rahmenbedingungen
  5. Vermittlungsagenturen im Test

Darum sind Pflegekräfte aus Osteuropa eine Alternative

Immer mehr Angehörige und Pflegebedürftige bevorzugen eine 24-Stunden-Pflege in den eigenen vier Wänden gegenüber einer Versorgung im Pflegeheim. Soll eine Rundumversorgung finanziert werden, ist dies mit deutschem Personal kaum realisierbar. Die finanziellen Aufwendungen sind für die meisten Betroffenen zu hoch und werden nicht ausreichend über die Pflegepflicht­versicherung gedeckt. Eine Pflegekraft aus Polen oder anderen Ländern Osteuropas ist daher für Viele eine Alternative. Auch wenn sich der Begriff 24-Stunden-Pflege etabliert habe, gilt natürlich die gesetzlich vorgesehene Arbeitszeit von acht Stunden am Tag.

Wie finde ich Pflegekräfte aus Osteuropa für die Pflege zu Hause?

Grundsätzlich haben Sie zwei Möglichkeiten, qualifizierte Pflegekräfte aus einem Land in Osteuropa für die Pflege zu Hause zu finden und anzustellen: Entweder Sie stellen die Pflegekraft selbst an oder Sie nutzen den Vermittlungsservice spezialisierter Agenturen.


Direktanstellung dank Arbeitnehmerfreizügigkeit

In den Ländern der Europäischen Union gilt die sogenannte Arbeitnehmerfreizügigkeit. Dies bedeutet, dass Personen aus Deutschland auch ohne Beantragung einer Erlaubnis andere EU-Bürger als Arbeitskraft anstellen dürfen. Dabei gelten folgende Bedingungen:

  • Es muss mindestens der aktuelle Mindestlohn gezahlt werden (2024: 12,41 Euro pro Stunde)
  • Es fallen die Arbeitgeberbeiträge zu den Sozial­versicherungen (Kranken-, Renten-, Arbeitslosen­versicherung) sowie Beiträge für die Berufsgenossenschaft an
  • Die Arbeitszeit einer einzelnen Person darf acht Stunden pro Tag und insgesamt 48 Stunden in der Woche nicht überschreiten
  • Es muss ein Urlaubsanspruch von mindestens 24 Tagen im Jahr gegeben werden
  • Es gilt das deutsche Arbeitsrecht

In einem solchen Fall schließen Sie also einen Arbeitsvertrag direkt mit der Pflegeperson und fungieren als ihr Arbeitgeber.

Mehrere Pflegekräfte einstellen

Um die gesetzliche Arbeitszeit- und Urlaubsregelung zu berücksichtigen und dennoch eine Rundumversorgung sicherzustellen, sollten mehrere Pflegekräfte angestellt werden. Dies erhöht zwar die Kosten, da mehrere Personen bezahlt werden müssen, jedoch geraten Sie nicht in die Bredouille, weil eine Pflegekraft die Arbeitszeit überschritten hat oder einen Urlaub antritt.

Anstellung über Vermittlungsagenturen

Es gibt spezialisierte Agenturen, die osteuropäische Pflegekräfte an deutsche Haushalte vermittelt. Damit werden quasi ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland entsandt. Dies hat für Sie den Vorteil, dass Ihre Arbeitgeber­pflichten entfallen, da die Agentur bzw. der ausländische Pflegedienst die Personalverantwortung trägt. In der Regel steht Ihnen eine deutsche Vermittlungsagentur als Ansprechpartner zur Seite, die die gesamte Kommunikation und Organisation mit dem ausländischen Pflegedienst übernimmt. Hier müssen Sie zwar mit weniger Aufwand, aber höheren Kosten rechnen, da die Vermittlungsgebühren der Agentur hinzukommen.

Vermittlungsagenturen vergleichen und informieren

Es gibt viele Agenturen, die osteuropäische Pflegekräfte vermitteln. Schauen Sie sich mehrere Vermittlungsagenturen an und informieren Sie sich vorab über das Unternehmen. Besprechen Sie mit dem Ansprechpartner Ihrer Wahl im Voraus etwaige Wünsche und Möglichkeiten.

Weiter unten haben wir Ihnen einen Test von Stiftung Warentest zusammengefasst, der Vermittlungsagenturen für Pflegekräfte aus dem Ausland unter die Lupe genommen hat.

Aus welchen Ländern kommen Pflegekräfte aus Osteuropa?

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  • Polen
  • Tschechien
  • Slowakei
  • Ungarn
  • Rumänien
  • Bulgarien
  • Litauen
  • Kroatien

Wie sieht die 24-Stunden-Pflege durch osteuropäische Pflegekräfte aus?

Leistungen und Aufgaben osteuropäischer Pflegekräfte

Grundsätzlich dürfen Pflegekräfte aus Osteuropa die gleichen Leistungen ausführen wie deutsche Pfleger. Dazu gehören die Pflegeleistungen aus der Grundpflege, Hilfe im Haushalt sowie im Alltag. Nicht dazu gehören medizinische Leistungen, die mit der Vergabe von Medikamenten oder der Behandlung von Krankheiten verbunden sind.

Mögliche Aufgaben der osteuropäischen Pflegekraft

  • Waschen und Körperpflege
  • An- und Auskleiden
  • Hilfe beim Gang zur Toilette
  • Hilfe beim Essen und Trinken
  • Inkontinenzversorgung
  • Umlagern bei Bettlägerigkeit
  • Fahren mit dem Rollstuhl
  • Unterstützung im Haushalt (Einkaufen, Putzen, Kochen, Wäsche waschen)
  • Begleiten zu Terminen beim Arzt oder Friseur
  • Begleiten zu sozialen Kontakten wie Freunden, Nachbarn, Familie
  • Veranstalten von Ausflügen
  • Spielen von Gesellschaftsspielen

Kosten der 24-Stunden-Pflege

Grundsätzlich ist eine osteuropäische Pflegekraft günstiger als eine deutsche. Die Kosten für eine 24-Stunden-Pflege aus Osteuropa liegen etwa bei 2.500 Euro im Monat. Die genaue Höhe der Kosten ist abhängig vom Beschäftigungsmodell und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Darüber hinaus müssen Sie ein Gästezimmer und freie Kost anbieten.


Gesetzliches Pflegegeld beantragen

Für einige Betroffene sind auch diese Kosten noch zu hoch. Daher gibt es einige Möglichkeiten, sich unterstützen zu lassen. Wurde die Pflegebedürftigkeit offiziell festgestellt und bestätigt, kann ein Teil der Kosten über das gesetzliche Pflegegeld abgedeckt werden.


So hilft eine private Versicherung im Pflegefall

Mit einer Pflegetagegeld­versicherung kann man für den Pflegefall vorsorgen und die Versorgungslücke zur gesetzlichen Pflegepflicht­versicherung schließen. Je früher die Versicherung abgeschlossen wird, desto geringer sind die monatlichen Beiträge. Über das Pflegetagegeld kann der Versicherte frei verfügen. Auch eine Pflegekraft kann so mit diesem Geld bezahlt werden.

Frühzeitig vorsorgen

Das Risiko, zum Pflegefall zu werden, steigt mit dem Alter exponentiell an. Aber auch junge Menschen können durch einen Unfall oder eine Erkrankung pflegebedürftig werden. Das heißt, es gilt, möglichst frühzeitig vorzusorgen, damit man sich im Fall der Fälle eine Pflegekraft leisten kann, die Pflege und Haushalt übernimmt.

Kosten und Leistungen der privaten Pflege­versicherung

Voraussetzungen für eine legale Beschäftigung osteuropäischer Pflegekräfte

Damit Sie sich nicht strafbar machen, sollten Sie sich im Vorfeld genauestens über die rechtlichen Rahmenbedingung zur Anstellung ausländischer Arbeitskräfte informieren. Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick.

Rechtliche Grundlage: Arbeitnehmer-Entsendegesetz

Das Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AentG) klärt die Beschäftigung von osteuropäischen Arbeitskräften in Deutschland und ist seit 2009 in einer Neufassung gültig. Folgende Bestimmungen sind besonders wichtig:

  • Zahlung des in Deutschland geltenden Mindestlohns
  • Gewährung des gesetzlichen Urlaubsanspruches
  • Beachtung der Höchstarbeitszeiten und Mindestruhezeiten
  • Beachtung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz
  • Gleichbehandlung je nach Geschlecht, Identität, Alter und Herkunft

Liegt eine A1-Entsendebescheinigung vor, so arbeiten die Pflegekräfte in Deutschland, bleiben aber über ihren osteuropäischen Arbeitgeber sozial­versicherungspflichtig.

Angemessene Arbeitsbedingungen schaffen

Abgesehen von diesen vertragsrechtlichen Angelegenheiten, haben die Pflegebedürftigen und deren Angehörige selbst großen Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen der Pflegekraft. Der Pflegekraft sollte ein eigenes Zimmer sowie Verpflegung zur Verfügung gestellt werden. Auch sollte man sich stets vor Augen halten, dass die Pflegekräfte oft für lange Zeit von Zuhause fort sind und ihre Familien lange nicht sehen. Daher sollte der Pflegekraft die Möglichkeit geboten werden, mit ihrer Familie in Kontakt zu bleiben.

Außerdem gibt es vielfältige Möglichkeiten, die Pflegekraft zu entlasten. So sollte ihr in jedem Fall ein freier Tag in der Woche ermöglicht werden. An diesem Tag können Angehörige die Pflege übernehmen oder man nutzt professionelle Angebote wie soziale Dienste, Verhinderungs- und Tages­pflege. Viele dieser Möglichkeiten werden von den Pflegekassen ganz oder teilweise finanziert.

2017 Stiftung Warentest prüft Vermittlungsagenturen

Das zunehmende Interesse spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass sich Stiftung Warentest bereits zum zweiten Mal mit dem Thema auseinandersetzt. In der Mai-Ausgabe der Zeitschrift (Ausgabe 5/2017) widmen sich die Tester ausführlich dem Thema und prüfen 13 Vermittlungsagenturen anhand folgender Kriterien:

  • Vermittlung
  • Leistung rund um die Vermittlung
  • Kundeninformation
  • Vertragsmängel

Stiftung Warentest ermittelt die Daten über Fragebögen und Auswertung anderer eingereichter Dokumente. Außerdem sichten die Tester Verträge, Info-Materialien und die Internetauftritte der Anbieter sowie jeweils 3 Kundenakten. Die Tester stellen sich dabei folgende Fragen: „Vermitteln die Agenturen Betreuungs­kräfte, die zum Bedarf der Hilfe­suchenden passen? Gehen sie recht­lich korrekt und sozial verantwort­lich vor?“ (Quelle)

Das Ergebnis

  • 9 von 13 Vermittlungsagenturen sind hilf­reich bei der Vermitt­lung.
  • Für die restlichen gilt dies nur bedingt bis wenig.
  • Vertragsmängel liegen bei allen Anbietern vor.
  • Diese Mängel gehen vor allem zu Lasten der Beschäftigten aus Osteuropa.
  • Besonders die Rechte hinsichtlich Arbeits- und Ruhe­zeiten werden untergraben.
  • Auch die Güte der Informationen, die die Agenturen vermitteln, ist in den Bereichen Recht und Finanzen dürftig.

Tipps von Stiftung Warentest

Aufgrund des durchwachsenen Ergebnisses gibt das Verbraucherinstitut einige Tipps, die zu beherzigen sind. Kunden in Deutschland sollten sich in jedem Fall den Versicherungsnachweis – die A1-Entsendebescheinigung – von der jeweiligen Betreuungskraft zeigen lassen. Dieser ist der Beleg dafür, dass die Pflegekraft sozialversichert ist. Auch sollte vertraglich festgehalten sein, dass der Vertrag ruht, wenn der Pflegebedürftige ins Krankenhaus muss. Stiftung Warentest verweist auch auf die Möglichkeit, selbst Arbeitgeber der Pflegekraft zu werden, um ethische und rechtliche Probleme zu vermeiden.


Die häufigsten Fragen zum Thema Pflegekräfte aus Osteuropa

Was kostet eine Pflegekraft aus Osteuropa?

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Wird eine Pflegekraft aus Osteuropa über eine Vermittlungsagentur bestellt, so sollte man mit Kosten von rund 2.500 Euro im Monat rechnen. Die genauen Kosten hängen vom Beschäftigungsmodell, dem Umfang der Tätigkeiten, der Qualifikation der Pflegekraft und auch von ihren Deutschkenntnissen ab.

Wie finde ich eine ausländische Pflegekraft?

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Es gibt mehrere, in Deutschland ansässige Vermittlungsagenturen, die bei der Suche und Anstellung osteuropäischer Pflegekräfte unterstützen. Achten Sie darauf, dass die Agentur rechtliche Standards einhält und seriös ist.

Wird eine polnische Pflegekräfte von der Pflegekasse bezahlt?

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Damit eine polnische oder osteuropäische Pflegekraft über die Pflegekasse finanziert werden kann, muss zwischen dem Pflegedienst und der Pflegekasse ein Versorgungsvertrag bestehen. In der Praxis ist dies in der Regel jedoch nicht möglich, da der Pflegedienst, über den die Pflegekraft angestellt ist, in Osteuropa sitzt und entsprechend kein Versorgungsvertrag besteht. Gesetzlich Versicherte können jedoch das Pflegegeld nutzen, um damit die osteuropäische Pflegekraft zu bezahlen, da über das Geld frei verfügt werden kann.

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